17. Mai 2019 (DJV) Berlin
DJV: Warum sind Bienen unverzichtbar für die Artenvielfalt?
Ulrike Theuner: Die Honigbienen haben zusammen mit allen anderen Blüten bestäubenden Insekten eine entscheidende Funktion im Ökosystem. Sie sichern und steigern nicht nur die Erträge von Kulturpflanzen, sondern erhalten durch die Bestäubung vieler Wildpflanzen die Vielfalt der Natur.
Warum bist Du Jägerin und Imkerin geworden?
Ich bin Jägerin und Imkerin geworden, weil ich die Natur liebe, die Tiere, die darin leben, und ich gerne von der Natur leben möchte – sprich dem Honig und dem Wildbret. Jagd und Imkerei sind zwei sehr ursprüngliche und nachhaltige Formen der Naturnutzung und gehen quasi Hand in Hand. Wenn das Bienenjahr nach der Sommerblüte zu Ende ist, beginnt die Hochjagdsaison.
Was fasziniert Dich besonders an der Imkerei?
Imkern schult das Auge für Abläufe in der Natur. Es ist ein tolles Gefühl, den Jahreszyklus der Bienen mitzuerleben und die Zusammenhänge und elementaren Bedürfnisse eines Bienenvolkes zu verstehen. Viele Menschen empfinden Honig als teuer. Nur die wenigsten wissen, welcher Arbeitsaufwand dahinter steht.
Wie wird man zum Hobby-Imker?
Interessierte sind am besten beim regionalen Imkerverein aufgehoben. Dort finden regelmäßig Versammlungen statt, zu denen Gäste herzlich willkommen sind. Natürlich bieten die meisten Vereine auch Schulungen an. Der beste Einstieg für Neulinge ist die Patenschaft durch eine erfahrene Imkermutter oder einen Imkervater. Die Profis stehen im ersten Bienenjahr mit Rat und Tat zur Seite, stellen gegebenenfalls Ausstattung leihweise zur Verfügung und geben Bienenvölker ab.
Wie sind moderne Landwirtschaft und Schutz von Bienen und anderen bestäubenden Insekten miteinander vereinbar?
Landwirte haben viele Möglichkeiten, die Honigbiene – und natürlich auch andere wildlebende Insekten – zu fördern: beispielsweise durch die Anlage von ein- und mehrjährigen Blühflächen, den Anbau von Zwischenfrüchten oder Wildpflanzen zur Biogasproduktion. Agrar-Umweltprogramme bieten finanzielle Unterstützung.
Was können Landwirte darüber hinaus tun?
Pflanzenschutzeinsätze sollten während der Blütezeit nur in den Abendstunden stattfinden, wenn der Bienenflug beendet ist. Pestizide stören die Orientierungsfähigkeit und schädigen das Immunsystem der Insekten. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Imkern und Landwirten kann dazu beitragen, Bienenschäden zu vermeiden. Darüber hinaus bringt eine Zusammenarbeit für beide Seiten Vorteile: Landwirte profitieren von der Bestäubungsleistung der Bienen, Imker haben eine reichhaltigere Honigernte.
Und was können Hobby-Gärtner für Bienen tun?
Ein bienenfreundlicher Garten zeichnet sich durch ein reichhaltiges Blütenangebot aus: statt immergrüner Sträucher wie Tuja oder Kirschlorbeer lieber bienenfreundliche Gehölze wie Kornelkirsche, Felsenbirne, Schneeball, Sal-Weide oder Weigelie anpflanzen. Ein kurz gemähter Rasen stellt für Bienen quasi eine Wüste dar. Stattdessen „wilde Ecken“ mit Löwenzahn, Brennnesseln oder Totholz zulassen – davon profitieren auch Schmetterlinge und andere Insekten. Sogar Balkon oder Terrasse können durch bienenfreundliche Saatmischungen in Töpfen oder Balkonkästen ganz einfach in ein Insektenparadies verwandelt werden.
Was wünschst Du Dir für die Bienen?
Ich wünsche mir, dass es mehr Menschen gibt, die uns Flächen zur Verfügung stellen, auf denen wir unsere Bienenvölker aufstellen können. Flächen, auf denen die Bienen auch die Möglichkeit haben, Nektar und Pollen einzutragen. Durch Monokulturen wird das immer schwieriger.