Die Sprache der Jäger

Die Sprache der Jäger hat eine lange Tradition und gilt als die älteste und umfangreichste Fachsprache im deutschsprachigen Raum. Sie ist bezeichnend und poesievoll zugleich. Sie lebt und ist lebendig, wenn sie gepflegt und gesprochen wird. Viele umgangssprachliche Begriffe sind ersetzt durch dem kundigen Jäger bekannte Begriffe. Sie beschreiben eine Erscheinung oder ein Handeln oftmals viel besser als es die Umgangssprache kann. Nur derjenige, welcher der Jägersprache mächtig ist, versteht, wovon die Rede ist. Damit ist die Jägersprache ein wesentliches Element für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Jäger. Wer so spricht, gehört dazu und kennt sich aus.
In vergangener Zeit ohne Zertifikate und Ausweise konnte man den Jäger an den richtigen Antworten auf Weidsprüche erkennen. Diese waren solche, die sich auf die Ausübung der Jagd selbst bezogen oder belehrend waren, oder auch als Wechselreden geführt wurden. Auch Rätselfragen wurden gebraucht.

Einige Beispiele:

Das will ich dir wohl sagen an, den ersten Sprung
hat der edle Hirsch aus der Mutter Leib getan!

Das will ich dir sagen schon;
Das Alter macht den Wolf greis, der Schnee macht den Wald weiß,
und das Wasser den See breit, vom schönen Jungfräulein kommt alle Klugheit.

Lieber Weidmann, das kann ich dir sagen an;
Viel Worte und Schwätzen, tu den Weidmann verletzen.

Jägersprache im alltäglichen Sprachgebrauch

Diese Beispiele sollen neugierig machen, weiteres finden Sie in der älteren Literatur.
Aber nicht nur Lehr- und Weidsprüche machen die Jägersprache aus, auch die folgenden Hinweise sind hier nur als Beispiele gedacht:

Wild hat keine Ohren sondern Lauscher, Teller, Löffel und Gehöre. Es hat statt Augen Lichter und Seher. Es sieht, hört und riecht nicht, es vernimmt und windet.

Unmöglich an dieser Stelle die Weidmannssprache zu erläutern. Der Interessierte sei auf das Lexikon der Weidmannssprache verwiesen (VMA-Verlag Wiesbaden, 1996), das umfangsreichste der deutschsprachigen Fachsprachen.

Viele Elemente der Jägersprache sind in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übernommen worden. Einige der über 6.000 Wörter aus der Jägersprache gehen zurück bis in das 7. Jahrhundert. Sie wurden herkömmlich zur exakten Verständigung unter Jägern genutzt und gingen über die Jahrhunderte in den alltäglichen Sprachgebrauch über. Die Jägersprache ist recht bildhaft und diente ursprünglich dazu, Natur und Wildtiere präzise zu beschreiben.

Schießhunde waren in der alten Jägersprache Hunde, die spezialisiert waren verletztes Wild aufzuspüren. Wenn also jemand sprichwörtlich aufpasst wie ein Schießhund, dann achtet er ganz genau darauf, dass ihm nichts entgeht.

Diese Redewendung bedeutet umgangssprachlich, auf einen Konflikt zuzusteuern. Als Gehege wurde früher jedes umzäunte und nicht umzäunte Grundstück bezeichnet. Jemanden ins Gehege zu kommen bedeutete also ursprünglich, ganz wörtlich jemandes Grund und Boden zu betreten, und dies meist als ungebetener Gast.

Diese Redensart stammt aus der Sprache der Jäger, die über Kimme und Korn (zwei Fixpunkte am Gewehrlauf) auf das Wild zielen. Seit dem 18. Jahrhundert ist dieser fachsprachliche Ausdruck auch in der Alltagssprache im Sinn eines scharfen Beobachtens nachgewiesen.

„Haken schlagen“ bezeichnet ursprünglich die abrupte Richtungsänderung des verfolgten Hasen. Der Haken meint dabei die gekrümmte Abweichung von einer als Gerade gedachten Fluchtlinie.

Die Wendung bezieht sich darauf, dass Hasen normalerweise nicht besonders alt werden, weil sie so viele Feinde haben. Ein Hase, der dennoch alt wird, muss sehr geschickt sein, weil er immer wieder den Jägern entkommen ist.

Der Hase schlägt auf der Flucht viele unvermutete Haken, so dass ein Verfolger ins Leere stößt. Dieser unvorhersehbare Wechselkurs ist der Ursprung der Redensart, wobei der Erfahrene als jemand eingeschätzt wird, der sich durch die Haken nicht beeindrucken lässt und die Hauptrichtung einschätzen kann.

Bei der Jagd mit Gewehren wurde früher das Schießpulver mit einer Lunte, also einer langen Zündschnur, gezündet. Dies war meist eine in Salpeter getränkte Baumwollschnur. Wollte der Schütze einen Schuss abgeben, so drückte er die glühende Schnur mit dem Abzugsmechanismus in das Schießpulver. Dieses Verfahren war nicht nur umständlich, es hatte auch den Nachteil, dass das Wild die Lunte roch: Salpetergeruch bedeutete Gefahr, das Wild flüchtete. Wenn jemand heutzutage eine Gefahrensituation rechtzeitig erkennt, dann hat er Lunte gerochen.

Die Redewendung „durch die Lappen gehen“ kommt aus der Jägersprache. Als früher die Männer auf Treibjagd gingen, hängten sie in manchen Richtungen Stofflappen auf: So konnten die Tiere an diesen Stellen nicht entwischen. Ist trotzdem ein Tier zwischen diesen Tüchern entkommen, ging ist es den Jägern wortwörtlich durch die Lappen.

Da es früher ausschließlich dem Adel vorbehalten war, auf die Jagd zu gehen, wurden den Hunden der einfachen Bevölkerung ein Knüppel ans Vorderbein gebunden. Dadurch wurde der Hund daran gehindert, Wild nachzustellen oder es zu erlegen. Aus diesem Kontext leitet sich die heute bekannte Redewendung ab: Bindet man jemandem etwas ans Bein, erschwert man dieser Person das Leben oder drückt ihr eine schwere Aufgabe auf.

Der Ausdruck geht auf die Jägersprache zurück, wo er sich auf Wild bezieht, das sich in Erdmulden duckt und somit vor den Augen des Jägers verbirgt.

Hat der Jäger den Finger am Abzug seiner Waffe, dann ist er am Drücker. Der Jäger war somit unmittelbar davor, einen Schuss abzufeuern. Ist jemand am Drücker, versteht man heute darunter, dass eine Person etwas vorbereitet hat und über volle Entscheidungsgewalt verfügt.

Wenn ein Hase Gefahr wittert, richtet er die Löffel (Ohren) auf, und dreht sie in alle Richtungen, um mögliche Gefahren besser wahrzunehmen. Jäger nennen diesen Vorgang „die Löffel spitzen“. Daraus abgeleitet hat sich die Redewendung, die häufig gebraucht wird, wenn besondere Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert ist.

Der mit bunten Bändern, Federn u.ä. geschmückte Hut spielte im Brauchtum des Volkes früher eine große Rolle. Da die Dinge, die an den Hut gesteckt wurden, meist keinen großen Wert besaßen und der geschmückte Hut auch als Trostpreis z.B. bei Schützenfesten diente, wurde er zum redensartlichen Sinnbild des Unernsten, Lustigen und Unwerten.

Bevor der Jäger mit Flinte, Büchse und Co. auf Jagd ging, musste er sich anderer Hilfsmittel bedienen: Bei der Jagd auf Vögel wurden die bevorzugten Rastplätze mit Leim beschmiert. Einmal dort hineingesetzt, kam das Federvieh nicht mehr weg und konnte vom Jäger eingesammelt werden. Mit fortschreitender technischer Entwicklung wurde diese spezielle Jagdpraktik jedoch nicht mehr angewendet. Auch heute steht der Satz dafür, dass eine Person auf eine Täuschung reingefallen ist.

Bei der Jagd auf Enten kann es passieren, dass sich das Tier in die Binsen flüchtet – Gräser, die im und am Wasser wachsen und nur schwer zugänglich sind. Die Chance, das Tier in diesem dichten Gewächs zu finden, ist zumindest ohne ausgebildeten Hund gering. Aus diesem Grund steht die Phrase heutzutage für einen herben Verlust oder eine misslungene Aktion in einer durchaus aussichtsreichen Situation.

Ist das Wild nach einer Treibjagd erlegt, ist es zur Strecke gebracht worden. Der Ausdruck nimmt darauf Bezug, dass das erlegte Wild von den Jägern zusammengetragen und am Sammelpunkt nach einer bestimmen Ordnung aufgereiht wird. Dieser Vorgang wird auch „Strecke legen“ genannt. Heute benutzt man die Redewendung, wenn beispielsweise ein Straftäter überwältigt und festgenommen wurde.

Der Elfmeter beim Fußball geht neben das Tor, typische Reaktion: „Der hätte mal mehr Zielwasser trinken sollen“. Seinen Ursprung hat die Redewendung in der Jagd: Schnaps sollte im 19. Jahrhundert die Treffsicherheit erhöhen, da der Alkohol den Schützen beruhigt und so das Zielen erleichtert. Heute ist Alkohol vor und während der Jagd tabu.