Verbände aus Naturschutz und Landnutzung fordern ein Umdenken für den aktiven Schutz der sächsischen Natur- und Kulturlandschaft ___________________________________________________________________________

Die sieben anerkannten Naturschutzverbände Grüne Liga Sachsen e.V., Naturschutz- verband Sachsen e. V. (NaSa e. V.), NABU Landesverband Sachsen e.V., Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., Landesverband Sächsischer Angler e.V., Landesjagd- verband Sachsen e.V. und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Landesverband Sachsen e. V. positionieren sich gemeinsam gegen den fortschreitenden Flächenverbrauch, der oft mit einer Versiegelung einhergeht – bedroht durch den Bau von Gewerbe- und Industrieparks, Verkehrsinfrastruktur und neuerlich auch durch den forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien, der vor allem mit großflächigen Photovoltaikanlagen-Fläche ihrer derzeitigen Nutzung entzieht.

Boden ist eines der wichtigsten Güter der Natur. Ökosystemleistungen, wie Versickerung, Wasser- und Nährstoffspeicherung, Wasserfilterung, Kohlenstoffbindung und die Ver- sorgungsleistung über die landwirtschaftliche Nutzung, sind nur bei intakten Böden gewähr- leistet. Die Transformation von naturnahen Böden in Flächen für Siedlungs-, Verkehrs-, Erholungs- und Gewerbeflächen mindert oder verhindert diese sogar und intensiviert so den Nutzungsdruck auf die übrigen Flächen. Der von den Naturschutzverbänden angemahnte Wandel zu integrativen Nutzungs- und Schutzkonzepten rückt so in weite Ferne, denn deren Umsetzung braucht Platz. Zudem erfährt der Biotopverbund immer größere Lücken. Dies geht zu Lasten des Lebensraum- und Artenschutzes und damit der biologischen Vielfalt.

Die Lösung für den steigenden Flächenbedarf liegt in der Mehrfach- und Wiedernutzung – in Stadt und Land. Dächer in Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten sowie Parkplätze und andere Flächen müssen standardmäßig eine Gründach- oder Photovoltaiknutzung erhalten, bei Bestandsbauten muss ggf. nachgerüstet werden. Für Gewerbe- und Industriegebiete müssen vorrangig bereits versiegelte Flächen genutzt werden und die Entsiegelung nicht mehr genutzter versiegelter Flächen muss standardmäßig durchgeführt und bei der Planung bereits berücksichtigt werden. Das Flächenverbrauchsziel in Sachsen von unter zwei Hektar pro Tag muss schnellstmöglich in Angriff genommen werden.

Die anerkannten Naturschutzverbände Grüne Liga, NaSa, NABU, Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Landesverband Sächsische Angler, der Landesjagdverband und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald warnen gemeinsam vor den Folgen einer weiterhin verschleppten Umsetzung der sächsischen Ziele bei der Flächenneuinanspruchnahme. Bereits im Jahr 2009 wurde für 2020 das Ziel, weniger als zwei Hektar pro Tag in Anspruch zu nehmen, festgelegt. In Sachsen ist man im Jahr 2024 noch immer von diesem Ziel weit entfernt: Heute sind mehr als 10 % der Landesfläche versiegelt – Tendenz steigend.

Nur wenn dem stetig steigenden Flächenverbrauch Einhalt geboten wird, sind Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen. Natur- und Artenschutzmaßnahmen können die unverantwortliche Inanspruchnahme von Natur- und Kulturlandschaft nicht ausgleichen. Der Verlust der Ökosystemleistungen des Bodens, der steigende Nutzungsdruck verbliebener Flächen mit Intensivierung der wirtschaftlichen Nutzung sowie das Nichterreichen der Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sind bei einem „Weiter so“ unausweichlich.

Zitate zur journalistischen Nutzung:

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.

Thomas Westphalen (Vorsitzender) – Eine Landschaft aus Asphalt, Beton und Glas ist weder nachhaltig noch schön. Das Bekenntnis zur Flächenneubeanspruchung von weniger als 2 ha pro Tag darf kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss endlich ernst genommen und in die Tat umgesetzt werden.

Landesverband Sächsischer Angler e. V.

Maren Hempelt (Referentin für Naturschutz) – Der derzeitige Ausbau erneuerbarer Energien ist besorgniserregend. Wertvolle und freie Landschaftsräume werden maßlos verbaut und für die Technologie geopfert. Die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf bereits ver- siegelten Flächen reduziert den Flächenverbrauch erheblich, macht Windkraftanlagen im Wald und sogar auch schwimmende Photovoltaikanlagen auf Wasserflächen obsolet und bewahrt die Vielfalt, Eigenart und Schönheit unserer Kulturlandschaft.

Landesjagdverband Sachsen e. V.

Mathias Rehm (Obmann für Naturschutz) – Um dem Trend einer weiteren Flächenneuinan- spruchnahme mit all ihren negativen Folgen zu begegnen, muss sich der Freistaat an das im Jahr 2009 beschlossene „Flächensparziel“ halten und dieses auch umsetzen. Zudem bedarf es diesbezüglich geschärfter Regelwerke/Standards und einer kritischeren Betrachtung von Planungen, die in der Folge nicht wieder aufgeweicht oder ausgehebelt werden. So sollten beispielsweise gerade beim Ausbau der regenerativen Energieerzeugung unserer Auf-

fassung nach vorrangig Dach- und Fassadenflächen, bereits versiegelte Flächen und Kon- versionsflächen mit geringer naturschutzfachlicher Wertigkeit sowie Areale entlang von Autobahnen, Bundesstraßen und Bahntrassen genutzt werden, um den Flächenverbrauch zu minimieren.

Grüne Liga Sachsen e. V.

Tobias Mehnert (Vorsitzender) – Der Freistaat Sachsen ist gefordert, zukünftig mit gutem Beispiel bei der Minimierung des Flächenverbrauchs voranzugehen. Dazu gehört auch, dass Straßen nur nach den örtlichen Gegebenheiten und nicht technokratischen Vorgaben ausge- baut werden, naturschutzrechtliche Schutzgebiete von Baumaßnahmen weitgehend ver- schont werden und der Flächenbesitz des Freistaates in vorbildlicher Weise im Sinne des Naturschutzes, so wie in § 2 des Bundesnaturschutzgesetz vorgeschrieben, genutzt wird.

NaSa Sachsen e. V.

Ute Straßburg (Vorstand) – Die Versiegelung von Boden darf sich nicht mehr lohnen. Deshalb sind die gesetzlichen Vorgaben des naturschutzrechtlichen Eingriffsausgleich kon- sequent und nachhaltig von den Behörden umzusetzen. Die Tendenz zur Bagatellisierung von Eingriffen in Natur und Landschaft bzw. Verschleppung der Umsetzung von Eingriffs- ausgleichsmaßnahmen ist zu beenden.

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Landesverband Sachsen e. V.

Oliver Fritzsche, (Landesvorsitzender) – Wir müssen mit unseren Flächen sorgsam und bei ihrer Inanspruchnahme sparsam umgehen. Dort wo es möglich ist, sollten Brachen nach- genutzt werden, bevor neue Flächen in Anspruch genommen werden. Auch die Rückführung zu ihrer ursprünglichen Funktion wie beispielsweise Wald, muss stärkere Beachtung finden. Entsiegelung und naturnahe Flächengestaltung sind weitere Bausteine beim Erhalt einer intakten Umwelt.

NABU Landesverband Sachsen e. V.

Maria Vlaic (Landesvorsitzende) – Für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Inan- spruchnahme der sächsischen Natur- und Kulturlandschaft sind klare Spielregeln notwendig. Wir fordern daher eine kritische Prüfung von Bauplanungen, die eine Neubeanspruchung von Flächen beinhalten unter Einbeziehung naturschutzfachlicher Mindestkriterien bei der Flächenwahl.

Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung von sieben der anerkannten Naturschutzverbände in Sachsen. Für Rückfragen steht Ihnen der NABU Sachsen, aber auch jeder der beteiligten Verbände zur Verfügung.

NABU Landesverband Sachsen e. V.

Robert Beske, Pressestelle
Tel.: 0341 337415‐42
E‐Mail:

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.

Dr. Thomas Westphalen, Vorstandsvorsitzender E-Mail:

Landesverband Sächsischer Angler e.V.

Martin Schuster, Pressestelle
Tel.: 0351-42 75 115
E-Mail:

Landesjagdverband Sachsen e.V.

Matthias Rehm, Obmann für Naturschutz E-Mail:

Grüne Liga Sachsen e.V.

Tobias Mehnert, Vorstandsvorsitzender E‐Mail:

NaSa Sachsen e.V.

Ute Straßburg, Mitglied des Vorstandes E‐Mail:

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V.

Oliver Fritzsche, Landesvorsitzender Tel.: 0341 – 30 90 814
E-Mail:

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