Der Konflikt um das Rotwild im Erzgebirge zwischen dem Staatsbetrieb Sachsenforst
und der Jägerschaft flammt wieder auf!

Am 16.03.2023 erhielten wir im Landesjagdverband aus gut informierten Kreisen des
Staatsbetrieb Sachsenforst durchgestellt, dass im Forstbezirk Marienberg bis hin zum
Fichtelberg mit einer verschärften Bejagung des Rotwildes ab dem 16. April begonnen
werden soll. Die Bejagung von Rotwild in Sachsen ist grundsätzlich jedoch lediglich in
der Zeit vom 01.08. bis zum 31.01. erlaubt.

Weiterhin werde angestrebt, die Bejagung mit Nachtsichttechnik zuzulassen und das
in Sachsen geltende Nachtjagdverbot auf Rotwild aufzuheben. Das Bundesjagdgesetz
definiert in § 19 Abs. 1 Ziff. 4 die Nachtzeit auf die Zeit von eineinhalb Stunden nach
Sonnenuntergang bis eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang. In diesem Zeitraum ist
die Jagd auf Rotwild grundsätzlich verboten.

Hier soll offenbar mit aller Gewalt außerhalb des Sächsischen Jagdgesetzes zur
Durchsetzung der forstlichen Ideologie, das Waldbau vor dem Wild und seinem Lebensraum steht, durchgesetzt werden.

Offensichtlich werden hier einseitig Strategien zu Lasten unseres heimischen Rotwildes entwickelt – und das, ohne den Oberen Landes-Jagdbeirat und den erzgebirgischen Jagdbeirat im Vorfeld darüber auch nur zu informieren. Die Jagdzeit für RotwildSpießer und Schmaltiere um 3 ½ Monate vorzuziehen und zudem noch in der Brutund Setzzeit den Jagddruck zu erhöhen, ist nach unserer Auffassung in keiner Weise
gesetzeskonform, geschweige denn ist die waidgerecht.

Mit der uns vorliegenden Information haben wir entsprechend am 16.03.2023 den Leitenden Forstdirektor im Staatsbetrieb Sachsenforst, Utz Hempfling und seine Mitarbeiter in Graupa konfrontiert – und auf frischer Tat ertappt. Natürlich wurde ausgeführt,
dass das alles nicht so wäre.

Fakt ist aber, dass ab dem 01.04.2023 ein Projekt im Forstbezirk Marienberg zur Rotwildreduktion gestartet wird. Zitat: “Man wisse noch nicht, was das Projekt umfassen
solle, daher wurde noch nicht darüber informiert!“ Diese Aussage erscheint uns wenig
glaubwürdig, zumal für dieses Projekt bereits konkret Personal und Mittel bereitgestellt
wurden.

Im Verlauf des Gesprächs zeigte sich auch, dass Jagd- bzw. Schonzeitveränderungen,
wie die Aufhebung des Nachtjagdverbotes und die Verwendung von „Nachtsichttechnik“ Bestandteil des Konzeptes werden können oder, wovon wir ausgehen, bereits Bestandteil des Konzeptes sind.

Wir als Jäger unterstützen den klimagerechten Waldumbau für unser aller Zukunft.
Dies darf aber nicht einseitig zu Lasen des Wildes und des Lebensraumes unter vorgeschobenen Aspekten des Wildverbisses zur Optimierung des Betriebsergebnisses
erfolgen.

Gerade im Forstbezirk Marienberg werden jedes Jahr mit Hundertschaften von Jägern,
Treibern und Meute-Hunden aus der ganzen Republik große Drückjagden im Rahmen
geltender Gesetze durchgeführt. Die Streckenergebnisse sind entsprechend, sodass
mit regulären jagdlichen Mitteln die Abschusspläne langjährig mehr als erfüllt werden.
Dies wird von Utz Hempfling auch bestätigt. Hinzu kommt, dass im Rahmen der Übererfüllung der Abschusspläne zusätzliche Nachträge und massive Erhöhungen in den
Folge-Abschussplänen erfolgten.

Wenn der Staatsbetrieb Sachsenforst im Rahmen seiner Vorbildfunktion als Landesbetrieb seiner Aufgabe gerecht werden würde, dürften derartige Pläne, die in irgendwelchen „Hinterzimmern“ des Staatsbetrieb Sachsenforst entwickelt werden, nicht auf
den Tisch kommen.

Wer den Wald vor Verbiss und Schälschäden schützen will, muss nur in der Kammlage
des Erzgebirges bei entsprechender Schneelage die Bejagung des Wildes einstellen
und gegebenenfalls eine Notzeitfütterung ins Leben rufen.
Waldumbau mit der Waffe allein ist zum Scheitern verurteilt. Zur Jagd gehören vor
allem die Hege und Lebensraumerhaltung.

Wir können nur alle an Natur, Jagd und Tierschutz interessierten Bürger auffordern,
über Bürgermeister, Abgeordnete und auch über ihre Verbände Einfluss über die Politik und die Landesregierung zu nehmen, derartige „Projekte“ zu verhindern.

Mit einem Waidmannsheil

Wilhelm Bernstein
Vizepräsident Landesjagdverband