Ethik und Jagd

Die Weidgerechtigkeit ist schon seit Jahrhunderten ein in der Jägerei fest verwurzelter Begriff. Sie beschreibt alle geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Jagd, die Beherrschung des jagdlichen Handwerks, der Sitten, der Bräuche und Regeln sowie die ethische Einstellung des Jägers zum Wild und der Natur.

Mit wenigen Worten ist dies nicht erklärt. So manchem mag dieser Begriff etwas verstaubt vorkommen und ein Bild von einer Gruppe älterer Jäger mit langen Bärten, in Lodenmäntel gekleidet und Dackel an der Leine, im Kopf erzeugen. Die Weidgerechtigkeit ist aber mehr. Sie ist eher ein Gefühl von Ehrfurcht vor der Schöpfungskraft und dem Leben. Sie ist Verantwortung gegenüber den Tieren und deren Lebensgrundlagen.

Wer dieses Gefühl auf der Jagd nicht verspürt und sich über die Zusammenhänge im Kreis des Lebens keine Gedanken macht, sondern nur des Schießens wegen zur Jagd geht, ist kein richtiger Jäger. Zu den ungeschriebenen Gesetzen der deutschen Weidgerechtigkeit zählt, um einige Beispiele zu nennen, dass man in unzureichendem Licht den Finger gerade lässt, an regelmäßig und reichlich beschickten Fütterungen kein Wild beschießt, oder den auf zehn Schritt in der Sasse sitzenden Hasen zur Strecke bringt.

Weidgerechtigkeit geht über gesetzliche Normen hinaus. Nichteinhaltung dieser ethischen und ästhetischen Ansprüche wird von der Jägerschaft verurteilt und je nach Vergehen werden diese, z. B. durch ein Jagdgericht nach Gesellschaftsjagden, geahndet. Dabei ist neben dem Unterhaltungswert die erzieherische Wirkung nicht zu unterschätzen.

Verhält sich ein Jäger dem heutigen Brauchtum entsprechend richtig und kommt er seinen sonstigen Verpflichtungen nach, zum Beispiel durch Einhaltung des Tierschutzes, Natur- und Artenschutzes, handwerkliches Können und regelmäßige Weiterbildung, Schiesstraining, etc., dann ist er ein weidgerechter Jäger.

» Weidgerecht jagen, heißt verantwortlich jagen. «

Das bedeutet:

  • verantwortlich gegenüber dem Wild als lebendem Wesen,
  • verantwortlich gegenüber dem Wald, der von unserem Wild belebt ist,
  • verantwortlich unserem deutschen Volk, das uns Wald und Wild als wertvollstes Gut der Jagd anvertraut hat.